Der seltene Almbewohner

Ein seltener Bewohner unserer Almen, Moore und Feuchtgebiete ist das Birkhuhn (Tetrao tetrix). Es ist ein enger Verwandter des Auerhahns. Ähnlich wie der Auerhahn, so auch das Birkhuhn ist ein lebender Zeuge der längst vergangenen Zeiten, als die Gletscher die Gebiete räumten, was im Nachhinein das ganze Klima und den Landschaftscharakter der nördlichen Slowakei stark geprägt hat. Diese Metamorphosen haben die hiesige Landschaft bis auf ein Niveau gebracht, weswegen dieses Gebiet nur einige seltene Tier- und Pflanzenarten bewohnen können. Sie zählen zu den Denkmälern der Urzeiten, als noch unter der Tatra die Mammutjäger ihre Zelte aufgeschlagen hatten.

Das Birkhuhn (Tetrao tetrix)

Gegenwärtig lebt das Birkhuhn nur in unseren Hochgebirgen im Norden der Slowakei, bzw. inselartig in den Vorgebirgen. Es ist äußerst sensibel was die Umweltveränderungen betrifft, was sich regelrecht im Schwund des noch überlebenden Bestands widerspiegelt. Besonders empfindlich ist die Population, die die sich auf dem ganzen nördlichen Gebiet der Slowakei erstreckenden Almen bewohnt. Gerade von den Almen ist sein slowakischer Namen abgeleitet – das Almhuhn. Die Russen nennen es „Berezovik“ oder ˇTschernisch“ und in den Alpen wird es als Birkhahn genannt. Sein Bestand in der Slowakei wird auf circa 1000 Tiere geschätzt, davon leben etwa 200 im Tatra-Nationalpark. In der Frühlingszeit, oft schon zum Märzanfang, beginnen die Hähne mit der Balz. Die Hähne stoßen auf ihre Balzplätze noch während des Morgengrauens und besetzen jedes Mal dieselben Stellen. In die Mitte des Balzplatzes fliegen die ältesten und dominanten Hähne ein, die Balzplatzränder werden von jüngeren, unerfahreneren Vögeln eingenommen. Das Balzverhalten kann mehr als 2 Stunden dauern. Während der Balz kommt es manchmal zu heftigen Kämpfen zwischen den balzenden Hähnen, nach denen oft der Balzplatz mit Bluttropfen und ausgerissenen Federn „geschmückt“ ist. Das Paaren findet während der gipfelnden Balz statt. Wenn sich der Morgen als sonnig und wenig windig gestaltet, dann fliegen die Birkhähne in die Baumwipfel und fangen mit ihrem Balzgesang an. Ihr Ruf ist auf große Entfernung zu hören und klingt nach rauschendem Wasser, weshalb sein Ruf auch als „Kultern“ bezeichnet wird. Bei Windstille kann man seinen Balzgesang bis auf eine Entfernung von 1 Kilometer hören. Das Balzverhalten in den Baumwipfeln bei sonnigen Morgen wird auch als Sonnenbalz bezeichnet. Während der warmen Herbsttage kommt es manchmal zu der so genannten „falschen Balz“, die in vielen Hinsichten an die Sonnenbalz erinnern. Im Tatra-Nationalpark kommt das Birkhuhn beständig in der Westtatra, in der Belaer Tatra und in der Hohen Tatra vor.

Das Birkhuhn (Tetrao tetrix)

Dank seinen Flugeigenschaften, die im Vergleich mit dem größeren Auerhahn auf einem besseren Niveau liegen, und der sich nur geringfügig ändernden Umgebung der Almen kann er auch über weitere Strecken wandern. Dies ist besonders wichtig aus der Sicht des Bestandserhalts in der Tatra und den unmittelbar benachbarten Gebirgen. Noch in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts hatte man einen dauerhaften Birkhuhnbestand in den Vorgebirgen verzeichnet. Zu den bekannten Standorten gehörten die Schutzgebiete Medzi Bormi bei der Gemeinde Zuberec, Švihrová bei der Gemeinde Pribylina, Machy bei der Gmeinde Liptovská Kokova, Hybské Sihly bei Hybe, Mokriny bei Tatranská Lomnica, Belianske Lúky bei Spišská Belá und viele weitere. In jener Zeit bewohnten das Schutzgebiet Hybské Sihly ca. 100 Birkhühner. Heute findet man nur ausnahmsweise ein Birkhuhn in den Vorgebirgen vor. Im Frühling sind es besonders ziehende Einzeltiere aus der Almenzone, die man dort antreffen kann. Gegenwärtig ist der einzige lebensfähige Standort, wo man einen dauerhaften Aufenthalt des Birkhuhns vermerkt hat, das Moorgebiet im Arwa-Neumarkter Becken. Die Kollegen aus Polen schätzen den Birkhuhnbestand auf mehrere dutzende Vögel. Manche Fachleute betrachten das Birkhuhn und seinen nahen Verwandten, das Auerhuhn (Tetrao urogallus), als eine bildliche Darstellung der Kraft der Natur und der Evolution – einfach gesagt, das Beispiel für eine fortlaufende Erzeugung und Entwicklung von neuen Arten. Die Kreuzung zwischen beiden Arten erfolgt nur dort, wo die Balzplätze unmittelbar bei einander liegen, oder sich gar überdecken. Das Ergebnis: das so genannte Rackelhuhn, das als Träger von Merkmalen beider Arten bekannt ist. In der Vergangenheit wurde das Rackelhuhn aufgrund seines Verhaltens während der Balzzeit und wegen seiner Unfruchtbarkeit als Störenfried der Balzplätze der Birkhähne angesehen. Deswegen wurde er auch bejagt. Doch die neuesten Forschungen der erlegten Rackelhühner in Skandinavien haben den Mythos über ihre Fruchtlosigkeit widerlegt. Die Untersuchungen haben gezeigt, dass es unter bestimmten Bedingungen zu der Paarung zwischen dem Rackehahn und der Birkhenne kommen kann, was wiederum für den neuen Nachwuchs von Rackelhühner sorgt.


Der Artikel wurde im Jahr 2016 verfasst und veröffentlicht.



Übersetzung : Mgr. Lukáš Chlebina https://pretlm.webnode.sk/

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